NACHWUCHSKUNSTPREIS 2010 AN DER HOCHSCHULE FÜR BILDENDE KÜNSTE IN DRESDEN

Für das Jahr 2010 beschloss der Vorstand der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst den Nachwuchskunstpreis in Dresden an der dortigen Hochschule für bildende Künste auszurichten.

Mit tatkräftiger Unterstützung des Rektors der Hochschule, Herrn Prof. Christian Sery, gelang es, die Ausschreibung in kurzer Frist im Herbst 2010 an der Hochschule bekannt zu machen.

Die Entscheidung, Dresden als Ort der Ausrichtung des Kunstpreises zu wählen, fiel auch deshalb nicht schwer, weil in der Kunstsammlung der Stiftung namhafte Künstler vertreten sind, die ihrerseits Absolventen der Dresdner Hochschule waren, so etwa Martin Borowski, Thomas Scheibitz und Olaf Holzapfel. Thematisch ist die Stiftung bei ihrem im Jahr 2009 gewählten Konzept geblieben, den Wettbewerbsteilnehmern keine allzu strengen Vorgaben für die einzureichenden Arbeiten zu machen. Gewünscht war in Bezug zur Architektur, ohne dass dies jedoch eine nähere Eingrenzung erfahren hätte. Ebenso wurde von einer Beschränkung auf eine bestimmte künstlerische Ausdrucksform abgesehen. Daher konnten sowohl Zeichnungen, Gemälde, Fotos, Skulpturen und Videoarbeiten eingereicht werden.

Aus 53 Einsendungen wählte die von der Stiftung eingesetzte Jury die Preisträger aus. Mitglieder der Jury waren der Direktor der Galerie Neue Meister in Dresden, Prof. Dr. Ulrich Bischoff, die Kunsthistorikerin M. A. Natascha Driever, die Sammlerin und Vorstandsmitglied der Stiftung, Dr. Eva-Dorothee Leinemann, LL.M. sowie der Direktor der Hochschule, Prof. Christian Sery. Das Gesamtpreisgeld betrug EUR 4.000,00 und wurde wie folgt verteilt:

1. Preis (EUR 2.000,00)
Bild „Rote Linie“ Dominik Bucher

2. Preis (EUR 1.000,00)
Skulptur „Lonely Man“ Thomas Judisch

3. Preis (EUR 1.000,00)
Skulptur „Petra“ Marcel Walldorf

Durch die tatkräftige Unterstützung der Hochschule für Bildende Künste Dresden konnte im Senatssaal der Hochschule auch eine Ausstellung ausgewählter Arbeiten gestaltet werden. Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 06.01.2011 verlieh Prof. Dr. Ralf Leinemann den drei Preisträgern jeweils eine Urkunde. Die Ausstellung lief bis zum 22.01.2011 und fand reges Interesse.

Auch zum Nachwuchskunstpreis 2010 ließ die Stiftung einen gestalterisch anspruchsvollen, farbigen Katalog mit 28 Seiten erstellen. In diesem Katalog sind nicht nur die drei Preisträger, sondern auch zwölf weitere Arbeiten dokumentiert, die von der Jury für besonders gelungen erachtet wurden und deshalb Aufnahme in den Katalog fanden. Der Katalog wurde gestaltet von Andreas Koch (Berlin) und Peter Koch (Redaktion, Berlin).

Einzelne Exemplare des Katalogs können noch kostenlos bei der Stiftung bestellt oder hier als pdf heruntergeladen werden.

Kontakt

Dr. Eva-Dorothee Leinemann
Tel. (030) 20 64 19-0
stiftung(at)leinemann-partner.de

Die Prämierung der Skulptur „Petra“ von Marcel Walldorf löste in Dresden einige Aufregung aus, die sich in den folgenden Tagen in allen deutschen und zahlreichen schweizerischen Medien fortsetzte.

SKULPTUR „PETRA“ ERREGT DIE MEDIEN

Skulptur „Petra“ erregt die Medien

Der 3. Preisträger des Nachwuchspreises 2010 der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst war Marcel Walldorf mit seiner Skulptur „Petra“.
Obwohl Walldorf diese Skulptur schon bei zwei anderen Gelegenheiten ausgestellt hatte, führte sie erst jetzt zu einiger Aufregung in den örtlichen Medien. Am Abend der Eröffnung der Ausstellung im Senatssaal der Hochschule für bildende Künste in Dresden am 06.01.2011 waren Vertreter zahlreicher Dresdner Medien und insbesondere der Bild-Zeitung anwesend, die schon am selben Tag in ihrer Ausgabe auf der Titelseite reißerisch auf die „pinkelnde Polizistin“ aufmerksam gemacht hatte und mit der Frage provozierte, ob dies noch Kunst sei. Der Künstler selbst, der Rektor der Hochschule sowie der Vorstand der Stiftung wurden von der Bild-Zeitung am Abend der Ausstellungseröffnung interviewt und am nächsten Tag wiederum ausführlich zitiert. Der sächsische Innenminister nannte die Skulptur eine „Schande“. Zahlreiche Medien übernahmen in den nächsten Tagen diese Berichterstattung, die auch über eine Agenturmeldung weite Verbreitung fand und dadurch in allen großen Online-Portalen (Spiegel-Online, Zeit-Online, Focus.de etc.) Aufnahme fand. Auch der MDR berichtete in einem Filmbeitrag über die Ausstellung und die Prämierung der Skulptur von Marcel Walldorf.

Die Berichterstattung verschaffte dem Künstler ebenso wie der Stiftung und dem Nachwuchskunstpreis eine willkommene öffentliche Aufmerksamkeit. In der Woche nach der Ausstellungseröffnung nahm auch der sächsische Innenminister einen Teil seiner Kritik zurück und erklärte, er habe nicht die Freiheit der Kunst in Frage stellen wollen, sondern es nur für problematisch erachtet, dass solche Kunstwerke mit Preisen ausgezeichnet würden.

 

 

"Petra", Marcel Walldorf, 2010Das Kunstwerk Die lebensgroße Skulptur mit original Polizeiuniform trägt den Titel „Pinkelnde Petra“ und wirkt durch Silikonteile täuschend echt. Im Innern ist ein Mechanismus, der die Skulptur pinkeln lässt. Innenminister Markus Ulbig (46, CDU) empört sich über die Preisgekrönte Skulptur.

BILD Dresden, 6. Januar 2011
SKANDAL UM PINKELNDE SKULPTUR
Von BERNHARD SCHILZ

Dresden – Das Jahr 2011 ist erst ein paar Tage alt, da hat die Kulturstadt Dresden schon den ersten Kunst-Skandal. Im altehrwürdigen Senatssaal der Akademie auf der Brühlschen Terrasse wird heute eine Ausstellung eröffnet, deren Besonders stolz ist Walldorf auf die Ausstattung seiner Skulptur: „Alle Uniformteile sind original, nur die Pistole ist eine Gaswaffe, natürlich nicht geladen!“ Woher die Teile stammen? Künstlergeheimnis! Für den Unterleib aus Silikon stand eine Freundin Modell. Die Leinemann Stiftung für Bildung und Kunst verleiht Marcell Walldorf für die „Pinkelnde Petra“ (so heißt die Skulptur wirklich!) heute den Kunstpreis 2010 (3. Platz). Dotiert mit 1000 Euro. Beleidigend findet der Künstler sein Werk nicht: „Die Polizistin muss im Einsatz aufKnopfdruck funktionieren, wenn sie aber ihren persönlichen Bedürfnissen nachgeht, wird sie plötzlich menschlich und verletzlich – so wie jeder von uns. So zerfließt die Grenze zwischen Feind und Freund!“ Mal sehen, wie die Öffentlichkeit das Kunstwerk bewertet.

7. Januar 2011 Bild Dresden Seite 7
NEUJAHRSEMPFANG
Von BERNHARD SCHILZ

Dresden – Der Pipi-Kunst-Skandal an der Dresdner Hochschule schlägt höchste Wellen im Freistaat. Empörte Polizisten auf der einen Seite, Kunstexperten auf der anderen.

GESTERN SCHALTETE SICH SOGAR SACHSENS INNENMINISTER EIN!

Markus Ulbig (46, CDU) schimpft: „Dieses sogenannte Kunstwerk ist eine Schande. Es ist eine Beleidigung der Polizistinnen. Ich bin schockiert, dass es Gremien gibt, die solchen sogenannten Künstlern Preise verleihen.“

Das Werk des Dresdner Künstlers Marcel Walldorf (27) zeigt eine lebensecht gestaltete Polizistin, die Sich zum Pullern in voller Schutzausrüstung hinhockt. Das Werk mit dem Titel „Pinkelnde Petra“ erhielt gestern den mit 1000 Euro dotierten Kunstpreis 2010 der Leinemann- Stiftung aus Berlin.

Stifter Ralf Leinemann (49) verteidigt die Preisvergabe: „Eine aufwendige gestalterische Arbeit. Die Motivwahl ist Sache des Künstlers. Ich kann verstehen, dass mancher das etwas provokant findet. Aber jeder reagiert eben auf Kunst anders.“

Professor Christian Sery (51), Rektor der Kunsthochschule: „Kunst setzt sich mit sich selbst und der Gesellschaft auseinander und greift auch Tabuthemen auf. Eine demokratische Gesellschaft bedarf des Geistes des freien Denkens und der Freiheit der Kunst und muss sich mit einem Augenzwinkern auch selbst betrachten dürfen.“

Die Ausstellung der insgesamt drei Preisträger und drei weiterer Kunststudenten ist bis zum 23. Januar täglich von 11 bis 18 Uhr (außer montags) in der Kunsthochschule, Brühlsche Terrasse, zu sehen.

Allerdings darf Petra nicht wie geplant pinkeln, Das Parkett des Senatssaals würde sonst beschädigt. Der Künstler hat deshalb eine Pipi-Pfütze aus Gelatine gestaltet.

DIESES DING IST EINE SCHANDE!

Mineralien nach Sachsens Innenminister wettert gegen Pinkel-Skulptur Was sagen Polizisten dazu?

Hauptmeister Heiko Weber (47): „Es ist eine große Sauerei, so etwas auszustellen und damit die Polizei in Misskredit zu bringen. Das Preisgeld wäre in meinem Sportverein besser angelegt!“

Dresdens Polizeipräsident Dieter Hanitsch (55): „Dieses ‚Kunstwerk‘ ist ein Unding. Es verletzt schamlos die Würde unserer Polizistinnen. Es bestürzt und ärgert mich, wenn es auch noch ausgezeichnet wird.“

Kommissarin Cindy Schulz (26): „Das Kunstwerk zeigt zwar, dass es Frauen in voller Einsatzmontur quasi unmöglich ist, persönlichen Bedürfnissen nachzukommen. Aber wo bleibt der Respekt Frauen gegenüber.“