„BUILDING INFORMATION“

01.04.-12.05.2022

Architekturmuseum der Technischen Universität, Berlin

Wie verändern Mikroarbeit und Outsourcing nicht nur die Autorschaft von Architektur, sondern auch Arbeitskämpfe und Organisation, fragen beispielsweise der Künstler Alan Ruiz oder die Co-Kuratorin Kadambari Baxi von Who Builds Your Architecture? (WBYA?) das Rendering Studio ATCHAIN. Inwiefern wohnen einer automatisierten Architekturpraxis und -industrie nicht nur soziale Sprengkraft, sondern auch emanzipatorische Potenziale inne, diskutieren Mollie Claypool-Glass und Claire McAndrew des Automated Architecture Labs und der Soziologe Aaron Benanav. Eine globale Perspektive eröffnet Harun Farockis Filmbeitrag „Zum Vergleich“ von 2009, der die Arbeits- und Produktionsbedingungen von Ziegelsteinen zwischen Voll-Automatisierung bis Handarbeit vergleicht. Dass ein neokolonialer Extraktivismus nicht nur dem Abbau („mining”) von physischen Roh- und Baustoffen, sondern auch Daten eingeschrieben ist, beleuchten die Ausstellungsbeiträge der Künstlerinnen Sidsel Meineche Hansen und Ibiye Camp. Wie mit Daten, Informationen und immaterieller Arbeit in Softwares wie BIM (Building Information Modeling) (siehe auch ARCH+ 233) reale und simulierte Welten entworfen werden, beleuchten die Architektin und Cartoonistin Amelyn Ng, der Theoretiker und Architekt Bernard Cache und die Videokünstlerin Ericka Beckman. Das Architekturbüro HOME-OFFICE hingegen inventarisiert die konkreten Baumaterialien des Gebäudes des Architekturmuseums der TU Berlin.

BUILDING INFORMATION
mit Beiträgen von
Aaron Benanav, Alan Ruiz, Amelyn Ng, automated architecture (Mollie Claypool-Glass/Claire McAndrew), ATCHAIN, The Architecture Lobby, Ericka Beckman, Harun Farocki, HOME-OFFICE, Ibiye Camp, Martin / Baxi Architects, TopSolid / Bernard Cache, Sidsel Meineche Hansen

kuratiert von
Kadambari Baxi, Elisa R. Linn, Klaus Platzgummer und Lennart Wolff

Kuratorische Assistenz
Lía Duarte Rodríguez

Ausstellungsdaten
1. April – 12. Mai 2022
Eröffnung 31. März 2022, 18 Uhr

Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin
Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin

Gefördert von
Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst

Partner*innen
ARCH+
Architectural Association School of Architecture London
Fachgebiet Architekturtheorie TU Berlin
Verein zur Förderung der Studiengänge der Architektur (VFFA) TU Berlin

UTOPIE AUF PLATTE

Plattenbau – Städtebauliches Erbe eines untergegangenen Landes, großflächiges Zeugnis moderner Gebrauchsarchitektur, Projektionsfläche für gesellschaftlichen Fortschritt und sozialen Abstieg: In diesem Spannungsfeld betrachtet die in Rostock geborene Künstlerin Wenke Seemann in ihrer Werkserie ostdeutsche Plattenbauviertel als vielschichtigen Wissensspeicher gesellschaftlicher Utopie, Realität und Transformation. Ausgehend vom Fotoarchiv ihres Vaters, der in den 1970/80er Jahren die Entstehung der Neubaugebiete im Rostocker Nordwesten dokumentiert hat, spürt Wenke Seemann dem Geist des Aufbruchs und der Erneuerung nach, den diese Archivbilder widerspiegeln, und setzt ihn zum Alltagsleben der Vor- und Nachwendezeit ins Verhältnis. Sie reflektiert in ihren Arbeiten gesellschaftliche Zuschreibungen, erkundet phänomenologisch wie dekonstruktivistisch verschiedene Ausprägungen der Moderne und setzt sich mit der Bedeutung von Herkunft und Prägung auseinander. Die Künstlerin verarbeitet dabei in assoziativen Recherchen unterschiedlichste Archivmaterialen und Wissensformen zu Fotomontagen, Collagen, Zeichnungen und Texten, die in ihrem Zusammenspiel neue Perspektiven auf den DDR-Plattenbau erzeugen. Die Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst unterstützt die Ausstellung „Utopie auf Platte“, die vom 09.07.2022 bis 28.08.2022 in der Rostocker Kunsthalle gezeigt wird.

Bild Wenke Seemann, Lütten Klein #1 Aus der Reihe Deconstructing Plattenbau © Wenke Seemann